Alianza e.V. – Projekte – Alianza – Partnerschaft https://www.alianza.de Pro Amazonas Peru Thu, 04 Jan 2024 16:37:33 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.7 https://www.alianza.de/wp-content/uploads/2015/09/cropped-logo-agc-1-32x32.jpg Alianza e.V. – Projekte – Alianza – Partnerschaft https://www.alianza.de 32 32 Verein Alianza e.V. ermöglicht Schülern vom Land Sekundarschul-Besuch https://www.alianza.de/verein-alianza-e-v-ermoeglicht-schuelern-vom-land-sekundarschul-besuch/ Tue, 19 Dec 2023 12:16:56 +0000 https://www.alianza.de/?p=5478
Schüler der Schule „Cesar Vallejo“ in Providencia

In vielen Teilorten der peruanischen Gemeinde Providencia gibt es keine weiterführenden Schulen. Wer dennoch die Sekundarstufe abschließen möchte, muss entweder täglich den stundenlangen, beschwerlichen Weg in den Hauptort auf sich nehmen oder dort fremde Menschen um Aufnahme bitten, die sich das durch unbezahlte Feldarbeit von Eltern und Kindern bezahlen lassen. Beides sind keine guten Optionen für die Kinder der zahlreichen Kaffeekleinbauern in der Region, denn viele Familien müssten sich dafür auch noch verschulden – oder würden gleich auf die Schulausbildung verzichten.

Daher unterstützt der Verein Alianza e.V. an der Ganztagsschule des rund fünf Autostunden von Chachapoyas (Peru) entfernten Providencia 50 Familien, indem er einen Teil der Unterkunftskosten übernimmt. Davon profitieren mehr als 50 Schülerinnen und Schüler, denn oftmals teilen sich Geschwister oder nahe Verwandte ein Zimmer. Alle kommen ausschließlich aus einfachen Verhältnissen und müssten ohne diese Unterstützung täglich drei bis fünf Stunden – pro Richtung – zur Schule laufen. Nun kommen sie in Providencia in der Nähe der Schule unter.

Die Sekundarschule „Cesar Vallejo” in Providencia ist eine Ganztagsschule, in der Kinder und Jugendliche täglich von 08:00 Uhr bis 15:30 Uhr durchgehend betreut und durch staatliche Programme an fünf Tagen pro Woche mit Frühstück und Mittagessen versorgt werden. Ferner garantiert die Schule, dass die Schulpsychologin sich verstärkt um die Pensionsschüler kümmert, um die physische und psychische Integrität sicherzustellen.

Zur Verwaltung vor Ort haben sich die Eltern mit der Schule zu einem Komitee zusammengeschlossen, das die Verhältnisse der einzelnen Familien gut kennt, sowie die monatlichen Auszahlungen und die Abrechnung vornimmt. Die Ergebnisberichte sowie die Bestätigungen des Erhalts der monatlichen Pensionskosten und die Aktivitäten und Beobachtungen vor Ort werden dann weitergereicht, damit der Verein Alianza e.V. sich sicher gehen kann, dass die Maßnahme erfolgreich durchgeführt und das Geld ordnungsgemäß und möglichst wirkungsvoll eingesetzt wird.

Spendenaufruf – Patenschaft für einen Schüler

Mit 20 Euro pro Monat können wir die Unterkunft eines Schülers finanzieren.
Helfen Sie mit und werden Sie Pate für einen Schüler der Sekundarstufe in Providencia.

Die Bankverbindung des Vereins Alianza e.V.:
Kreissparkasse Rottweil 
IBAN: DE60 6425 0040 0000 1606 10

BIC: SOLADES1RW

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Frohe Weihnachten aus dem Internat der ALIANZA https://www.alianza.de/frohe-weihnachten-aus-dem-internat-der-alianza/ Mon, 26 Dec 2022 08:39:10 +0000 https://www.alianza.de/?p=5209

Aufgezeichnet beim Ausflug am 10.12.2022

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Alianza e.V. hilft Erdbebenopfern in Peru https://www.alianza.de/alianza-e-v-hilft-erdbebenopfern-in-peru/ Tue, 21 Jun 2022 14:09:45 +0000 https://www.alianza.de/?p=5001 Mehr als 300 peruanische Bürger erhalten Unterstützung nach verheerendem Erdbeben

Als wäre die Pandemie noch nicht genug gewesen, traf Ende November 2021 auch noch ein starkes Erdbeben den Nord-Osten Perus. Drei Dörfer im Utcubamba-Tal der Partnerdiözese Chachapoyas sind bis heute von den gravierenden Auswirkungen betroffen. Der Untergrund hat derart nachgegeben, dass das Bewohnen unmöglich wurde, Häuser rutschten an den Abhängen ab und Straßen waren wegen breiten und oft metertiefen Rissen unpassierbar.

Die Bevölkerung kam vorübergehend in staatlichen Zeltunterkünften unter. Das ging aber auch nur bis vor wenigen Wochen gut, denn der heiße Sommer hat im Reisanbaugebiet um Bagua Grande das Leben untertags in Zelten bei über 40 Grad unmöglich gemacht. So wurden wieder viele Zimmer bei Freunden und Bekannten zumindest provisorisch bezogen.

Die staatliche Unterstützung ist nicht ausreichend, die bereitgestellte Fertignahrung wohl aus Beständen des dortigen Militärs und noch immer wartet die Bevölkerung auf die kostenlose Überlassung von Grundstücken mit erdbebensicherem Untergrund, um dort mit dem Hausbau nochmals beginnen zu können. Der Verein Alianza e.V. hat diese Not kommen sehen und in enger Abstimmung mit dem verantwortlichen Pfarrer Ernährung und Hygiene für über 300 Personen mitfinanziert.

So hilft jetzt die Pfarrei von Bagua Grande, den notleidenden Familien beim Verteilen von Nahrungsmittelpaketen mit Hygieneartikeln – für all diejenigen, die noch in den Zeltstädten ausharren und denen, die vorübergehend ein Zimmer beziehen konnten.

Nahrungsmittelpakete mit Hygieneartikeln werden an über 300 Erdbebenopfer verteilt.
Fotos: Yris Calvo, Bagua Grande, Peru
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Dorf San Isidro im Utcubamba-Tal: Erdrutsch macht 50 Familien obdachlos https://www.alianza.de/chachapoyas-peru-erdrutsch-macht-50-familien-obdachlos/ Tue, 21 Dec 2021 10:36:15 +0000 https://www.alianza.de/?p=4563 Verein Alianza e.V. sammelt für die Opfer

Als Spätfolge des starken Erdbebens vom 28. November rutscht ein ganzer Hang ab und macht 50 Familien im Utcubamba-Tal der Diözese Chachapoyas/Peru zu Obdachlosen. Die Familien retten aus ihren Häusern was noch zu holen ist und das unter der ständigen Gefahr, dass der Hang alles mit sich reist, denn ständig knackende Dachziegel und umstürzende Mauern zeugen noch täglich von der Aktivität des Hangs. Immer wieder flüchten die Erwachsenen panisch über die längst mit metertiefen breiten Rissen durchsähten Straßen und Grundstücke. Dennoch geben sich die Anwohner nicht kampflos dem Schicksal hin: ständig gehen Sie in ihre zerfallenen Häuser und holen was noch brauchbar ist.

Doch die Solidarität der umliegenden Dörfer ist groß und so kommen die 50 Familien bei Freunden zunächst unter. Aus Erfahrung berichtet Pfarrer Robert aus Bagua, dass diese Solidarität für ein paar Wochen anhält, dann aber auch an ihre Grenzen kommt. Staatliche Hilfe zum Neuaufbau des Dorfes an einem sicheren Ort ist wahrscheinlich, nichts desto trotz erleben die Familien aktuell traumatische Zustände. In Absprache mit den zwei Pfarrern Robert und Ronal will der Verein Alianza soziale Härtefälle lindern und vor allem mit Lebensmitteln vorübergehend helfen, weshalb um Spenden gebeten werden.

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Alianza e.V. : Noch nie war unsere Hilfe in Peru so notwendig https://www.alianza.de/alianza-e-v-noch-nie-war-unsere-hilfe-in-peru-so-notwendig/ Tue, 14 Dec 2021 07:39:35 +0000 https://www.alianza.de/?p=4545 Corona-Pandemie und starkes Erdbeben stellen den Verein vor große Herausforderungen

Die Situation in der peruanischen Region Amazonas, in der die Partnerschaftsdiözese der Kirchengemeinden Dunningen, Seedorf und Lackendorf liegt, war bereits angespannt. Noch immer befanden sich große Teile des Landes im Pandemie-Lockdown, als Ende November ein außergewöhnlich starkes Erdbeben hunderte Häuser, zahlreiche Straßen und sogar einen der ältesten Kirchtürme Nordostperus zerstörte. In dieser Situation fand am 3. Dezember die Generalversammlung des Alianza e.V. statt, der seit vielen Jahren Hilfsaktionen in der Diözese Chachapoyas unterstützt.

Dabei hätte es in der hybriden Sitzung auch ohne diese neue Katastrophe wahrlich nicht an Themen gefehlt. Für viele Schülerinnen und Schüler ist es im ländlichen Peru noch immer nur unter sehr großem Aufwand möglich, eine weiterführende Schule zu besuchen. Viele Familien entscheiden sich daher gegen einen solchen Schulbesuch. Daher wurde mit Hilfe des Alianza e.V. im Jahr 2019 eine Schülerunterkunft in einem Dorf mit dem vielversprechenden Namen Providencia (dt.: Vorhersehung) mit Betten ausgestattet, wie Vorstand Frank Friedrich in seinem Bericht für die Jahre 2019 und 2020 erzählt. Die Unterkunft musste zwar Corona-bedingt vorübergehend geschlossen werden, soll aber möglichst bald wieder ihre Türen öffnen.

Zudem ist nach Jahren der Hunger wieder in die Region Amazonas zurückgekehrt: Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen verloren wegen der Pandemie ihre Jobs – doch es gab kein geregeltes Sozialsystem, das sie hätte auffangen können. In vier großen Hilfsaktionen konnte der Alianza e.V. diesen Menschen gemeinsam mit der kirchlichen Partnerschaft, dem Kindermissionswerk ‘Die Sternsinger’, der Diözese Rottenburg-Stuttgart und den Pfarreien der Diözese Chachapoyas zumindest rund 7.000 Lebensmittelpakete zur Verfügung stellen. Verteilt wurden diese nicht zentralisiert, sondern nach bewährtem System vor Ort von vertrauenswürdigen Personen, die die Lebenssituation ihrer Mitmenschen gut kennen.

Trotz der schwierigen Situation war es durch die enge Zusammenarbeit möglich, die Abrechnungsstandards einzuhalten, obwohl die finanziellen Anstrengungen durchaus ihre Spuren im Haushalt des Alianza e.V. hinterlassen haben, wie Kassier Tobias Kirchmeier berichtet. So ging der Kassenstand in den vergangenen Jahren zwar zurück, glücklicherweise konnten die zusätzlichen Ausgaben für die Lebensmittelpakete aber durch großzügige Spenden aus der Region ausgeglichen werden. Kassenprüferen Martina Mauch hatte denn auch nichts einzuwenden.

Dabei spielt der Alianza e.V. nicht nur mit Blick auf Chachapoyas eine wichtige Rolle. Auch in Dunningen und Umgebung ermöglicht er mit dem jährlichen Eine-Welt-Camp auf dem Ibichhof der Kirchengemeinde Kindern und Jugendlichen, sich spielerisch den Themen Nachhaltigkeit, Umwelt und Globalisierung anzunähern, berichten die Initiatoren Marianne und Wilian Puerta Vásquez, die das Sommer-Ferien-Projekt bereits seit einigen Jahren koordinieren.

Beide wurden auch wieder in den Vorstand gewählt: Neben Frank Friedrich an der Vereinsspitze gehören sie bereits zu den “Urgesteinen”. Nach der einstimmigen Entlastung der Vorstandschaft wurde Kassier Tobias Kirchmeier im Amt bestätigt. Neu sind dagegen die Beisitzer Anna-Lea Müller, die sich als Schriftführerin engagieren wird, sowie Felix Kammerer und Damian Raiser, die Anfang des Jahrtausends ihren Zivilersatzdienst in Chachapoyas absolvierten. Die Vorstandschaft wurde dafür von drei auf vier Beisitzer erweitert. Verabschiedet wurden mit herzlichem Dank Martina Schwarz und Tabea Kaupp.

Neu waren die Umstände der Generalversammlung. Unter 2G-Bedingungen konnten nur wenige Teilnehmende vor Ort im Dunninger Pfarrsaal dabei sein, die meisten wählten sich über ein Webkonferenz-System ein. Und so war auch manches möglich, was sonst den Rahmen einer solchen Zusammenkunft sprengen würde: Noch während der Sitzung gab es live-Gespräche mit einem Projektpartner in Peru, der direkt über die Situation berichten konnten.

Und so ging es schließlich im Anschluss an die Generalversammlung noch einmal ausführlich und mit zahlreichen Fotos um die Hilfsaktionen und das starke Erdbeben. Am stärksten betroffen sind ein paar Dörfer im Tal des Utcubamba-Flusses. Ein riesiger Erdrutsch hat dort zahlreiche Häuser komplett unbewohnbar gemacht und durch Erde und Geröll den Fluss auf einer Länge von mehreren hundert Meter aufgestaut. Die Häuser flussaufwärts wurden in wenigen Stunden überflutet, die Menschen verloren ihr ganzes Hab und Gut. Als am Folgetag der Wasserdruck so groß war, dass der Damm brach, wurden auch die unterhalb am Flußufer liegenden Dörfer durch eine braune Flutwelle überrascht und auch hier zahlreiche Häuser komplett zerstört.

Die dortigen Gemeinden sind bereits in Kontakt mit den Verantwortlichen des Vereins Alianza, der jetzt zu einer weiteren Spendenaktion aufruft. Der Verein möchte die laufenden solidarischen Hilfsaktionen im Utcubamba-Tal in wenigen Wochen finanziell weiter unterstützen, um soziale Härtefälle abzufedern.

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Partnerdiözese Chachapoyas in Peru muss sich dem Schicksal ergeben https://www.alianza.de/partnerdioezese-chachapoyas-in-peru-muss-sich-dem-schicksal-ergeben/ Fri, 21 May 2021 19:17:42 +0000 https://www.alianza.de/?p=4401 Mit 2000 Lebensmittelpaketen will die ALIANZA die größte Not lindern.

In Peru ist die Pandemiesituation deutlich dramatischer als in den Medien berichtet – dies ergab eine Umfrage unter Pfarrern und Schwestern in der Diözese Chachapoyas.

Die Infektionszahlen in Peru weichen sehr von den regionalen Bedingungen ab: In den warmen Reisanbaugebieten wie Bagua Grande liegen sie deutlich über 30%. In Höhenlagen haben sich zwischen 10 und 15% der Bevölkerung infiziert. Bei der Letalität ist es im gleichen Verhältnis aber unter 10%.

Die Erzeugung von medizinischem Sauerstoff von staatlichen Stellen reicht nicht aus und die Preise auf dem Privatmarkt haben stark angezogen. Um den Angehörigen mit schwerem Krankheitsverlauf den notwendigen Sauerstoff und zusätzlich teure Medikamente zu ermöglichen, wird alles verkauft was sich zu Geld machen lässt. So verkauften Lehrer auch ihre Computer, andere haben sich verschuldet. Die Versorgung mit lebensnotwendigen Medikamenten ist längst nicht mehr überall gegeben und Schwerkranke aus den Dörfern werden in den Familien gepflegt, weil die staatlichen Krankenhäuser weder Betten noch genügend Personal haben.

Während in der Stadt traditionell Beerdigungen mit großer Prozession inzwischen pandemiebedingt untersagt sind, will auf den Dörfern niemand mit der mehrtägigen Totenwache unter Anwesenheit und Versorgung aller Freunde brechen. Mancherorts müssen Fahrer mit Mund-Nase-Schutz und Spuckschild auch allein Autofahren und andererseits unternimmt die Polizei nichts gegen Laienfußballturniere, weil sie der anwesenden Personenzahl nicht Herr werden.

Im kirchlichen Altersheim in Chachapoyas wird händeringend nach zusätzlichem Pflegepersonal gesucht, da sich alle Mitbewohner und die Schwestern angesteckt haben und es inzwischen drei Todesfälle gab.

Impfung im Taxi: In den Städten Perus ist es möglich.

Impfung im Taxi: In den Städten Perus ist es möglich.

Die Impfungen laufen sehr langsam an. Der peruanische Staat hat die Bevölkerung über die Impfungen nicht richtig aufgeklärt und so verbreiten sich auch noch Verschwörungstheorien und sorgen für geringe Akzeptanz bei den aktuell Impfberechtigten über 60 Jahre.

In all dieser Not hilft die Partnerschaft „ALIANZA“ und organisiert gerade die vierte Coronahilfe mit 2000 Lebensmittelpaketen. Der genaue Bedarf wurde in einer Online-Abfrage in allen Pfarreien ermittelt. Die Pfarreien führen Listen der hilfsbedürftigsten Familien und können so sehr genau einschätzen, welchen Bedarf es vor Ort gibt. Über das kirchliche Netzwerk werden die ärmsten Familien unterstützt und so für 3-4 Wochen mit Lebensmittel versorgt.  Das Geld für die Lebensmittelpakete wird direkt an die Pfarreien der Diözese überwiesen, diese Kaufen die Lebensmittel und verteilen diese in Säcke verpackt an die ärmsten Familien ihrer Pfarrei auch bis in entlegene Dörfer. Oft helfen Freiwillige oder auch Polizisten oder das Militär bei der Verteilung.  Ein typischer Nahrungsmittelkorb enthält 6 kg Reis, 0,5 Liter medizinischer Alkohol, Suppengemüse, Zucker, 4 Liter Milch, ein halbes Paket Nudeln, Haferflocken oder Bananenmehl, 6 Dosen Tunfisch, Waschmittel, Seife. Die genaue Zusammenstellung wird den lokalen Begebenheiten angepasst. 

Helfen auch Sie mit, diese extreme Ausnahmesituation der ärmsten Familien der Diözese Chachapoyas zu lindern. Die Bankverbindung finden sie hier. Vielen Dank!

 

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Zur aktuellen Pandemiesituation in Chachapoyas (April 2021) https://www.alianza.de/zur-aktuellen-pandemiesituation-in-chachapoyas-april-2021/ Sun, 25 Apr 2021 09:24:57 +0000 https://www.alianza.de/?p=4386 Von einer weiteren Zuspitzung der Lage in der Pandemie ist in den Berichten aus Chachapoyas in Peru, der Partnerdiözese von Dunningen, Seedorf und Lackendorf, die Rede. In vielen Dörfern der Region sind die Inzidenzen stark angestiegen. Der Landkreis ist in die höchste Alarmstufe gesetzt worden, was erweiterte Maßnahmen für nächtliche Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen zur Folge hat. Andreas Haag berichtet von knapp 300 Toten am Tag in Peru. Das ist, vergleicht man die Bevölkerungszahlen beider Länder, etwa das 2,5fache von Deutschland. Es scheine auch, dass in Chachapoyas mutierte Virusvarianten kursierten, da nicht nur die Zahl der Infizierten zugenommen habe, sondern auch der Verlauf heftiger sei. Es seien viele junge Menschen, auch Kinder, betroffen, und man höre nun auch von Personen, die zum zweiten Mal infiziert worden seien. Die Impfungen in Peru sind nur sehr schleppend in Gang gekommen, und man sagt, dass weniger als 1% der Bevölkerung meist mit dem chinesischen Impfstoff Sinopharm geimpft wurden.

Was dies für die ohnehin arme Bevölkerung bedeutet, die nun ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen kann, ist sehr besorgniserregend. Infizierte mit Atemproblemen benötigen Sauerstoff, der kaum zu bekommen ist im freien Verkauf. So verschulden sich Familien und verkaufen alles, was sie noch besitzen, um Familienmitglieder zu retten. Geeignete Krankenhausbetten sind rar. Schwester Emilia aus Santo Tomás bittet in einem Brief an die Alianza um Hilfe (Link zum Brief). Auch die übrigen Pfarreien wollen wieder Lebensmittel an die Allerärmsten verteilen. Die Aktionen, die im letzten Jahr schon einmal stattfanden, waren hilfreich und sind auf große Dankbarkeit gestoßen.

„Angesichts der dramatischen Lage im Land und der Szenen von verzweifelten und trauernden Familien am Krankenhaus direkt vor meiner Haustür,“ so schreibt Andreas Haag weiter, „erstaunt es, dass Menschen in anderen Teilen der Welt für ihre Persönlichkeitsrechte protestieren. Durch die Coronakrise, so berichtet das dortige Fernsehen, seien mehr als drei Millionen Peruaner unter die Armutsgrenze gerutscht.“

Aus diesen Gründen bittet die Alianza um Spenden. Das Spendenkonto kann auf dem Pfarramt Dunningen nachgefragt werden oder hier auf der Homepage.

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Die Pandemiesituation in Chachapoyas spitzt sich weiter zu https://www.alianza.de/die-pandemiesituation-in-chachapoyas-spitzt-sich-weiter-zu/ Sun, 28 Mar 2021 20:38:54 +0000 https://www.alianza.de/?p=4373 Der Corona-Virus hat Peru fest im Griff. Seit Januar sind die Infektionszahlen wieder stetig steigend. Peru ist seit 15. Juni unverändert als Risikogebiet eingestuft. Die peruanische Regierung hat den Ausnahmezustand immer wieder verlängert. Es gelten derzeit in ganz Peru nächtliche Ausgangssperren und Beschränkungen, die je nach Region variieren können. Derzeit gilt für die Stadt Lima und den Großraum Lima ein nächtliches Ausgangsverbot von 21 bis 4 Uhr. Private Kfz dürfen sonntags nicht genutzt werden. Zudem gilt ein generelles Verbot von privaten Treffen auch in Privatwohnungen. Offiziell wurden es in Peru etwa 5% der Bevölkerung bereits mit COVID infiziert und weniger als 1% inzwischen mit dem chinesischen Impfstoff Sinopharm geimpft.

 Aus der Diözese Chachapoyas erreichen uns besorgniserregende Nachrichten. In vielen Dörfern sind die Inzidenzen stark angestiegen. Infizierte mit Atemproblemen benötigen vor allem Sauerstoff, der aber schwer zu bekommen ist. Einmal eingewiesen in Krankenhäuser der großen Städte wie Bagua oder Chachapoyas steht dieser den Kranken zu Verfügung. Wenn die Einweisung aber nicht erfolgen kann, weil es einfach keinen Platz gibt, dann beginnt der Kampf um Sauerstoff im freien Verkauf. Familien verkaufen alle was sich noch zu Geld machen lässt, so auch einige uns bekannte Lehrer, die ihre Computer und Notebooks verkauft haben, um das Geld für Sauerstoff einzusetzen und letztlich das Leben von Familienmitgliedern zu retten.

Aktuell läuft eine Umfrage der ALIANZA unter allen Pfarreien der Diözese zur Ermittlung des Hilfsbedarfs. Eine weitere Hilfsaktion insbesondere für Lebensmittel von COVID-betroffenen Familien steht im Fokus aber auch spezielle Unterstützung in extremen Härtefällen werden momentan geprüft. Die Diözese Rottenburg hat eine weitere finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt.

Wir sind dankbar für jede Unterstützung und Spende. Helfen auch Sie mit unter:

Die Bankverbindung der kirchlichen Partnerschaft:

Pfarramt Dunningen, Missionskonto
Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar e.G.
IBAN: DE63 6439 0130 0603 9480 06

Kreissparkasse Rottweil
IBAN: DE23 6425 0040 0000 1605 00

Wir wünschen Ihnen von Herzen gesegnete Osterfeiertage

Alianza-Gremium für Chachapyoas

Dagmar Braun, Fritz Lohmüller & Frank Friedrich

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Brief von Schwester Emilia aus Santo Tomás https://www.alianza.de/brief-von-schwester-emilia-aus-santo-tomas/ Sun, 28 Mar 2021 20:24:32 +0000 https://www.alianza.de/?p=4370                                                                                  Santo Tomás 16. März 2021

Meine lieben Freunde der Alianza, die Zeit vergeht schnell und es ist lange her, dass ich mich bei Euch gemeldet habe. Ich glaube, dass das, was wir jetzt am meisten hören wollen, Nachrichten von unseren Liebsten sind.

Hier leben wir jeden Tag aufs Neue weiter Tag für Tag und Minute für Minute, das Virus hat uns fest im Griff, weil jeden Moment Neuigkeiten auftauchen, die uns vor allem herausfordern, um nicht unvorsichtig zu werden.

Nun gut, ich weiß nicht, ob Euch die Nachricht erreicht hat, dass sich die Verantwortlichen unseres Internats in Chachapoyas infiziert haben. So Gott will, geht es Nelson und Pety nicht noch schlechter. Sie achten sehr auf ihre Ernährung, aber sie wollen nicht, dass ich nach Chacha komme, um ihnen dort zu helfen, weil sie sagen, dass ich mich infizieren könnte, obwohl das Haus schon ausgeräuchert (desinfiziert) wurde. Aber wir müssen vorsichtig sein, deshalb bin ich weiterhin in Santo Tomas.

Es gibt auch viele Lehrer, die infiziert sind und über die ganze Region verteilt sind. Manche sind mit Sauerstoff  in ihren Häusern versorgt worden und haben die ganze Familie infiziert. Situationen, die dramatisch sind, wo sie mich um Unterstützung für Ernährung bitten und manchmal auch um Medizin, wenn ihnen das Gehalt nicht mehr dafür ausreicht.

Die Gemeinde von San Francisco de Tintin hat sehr viele COVID Fälle, die bestätigt sind und in dem Gebiet von Cocabamba auch. Deshalb klopfe ich einmal mehr an Eure Tür, um Euch um Unterstützung für Nahrungsmittelkörbe zu bitten, um die mit COVID Infizierten und Bedürftigen zu bitten. Laut meiner Statistik sind es 150 oder 180, ich hoffe, dass ich es nicht überstrapaziere. Ich glaube, dass dies im Moment die beste Tat und das beste Hilfsprojekt ist, weil das Thema mit dem Sauerstoff überfordert. Im Krankenhaus der Virgen de Fatima gibt es drei Anlagen mit Sauerstoff  für die Personen, die eingewiesen werden, fehlt kein Sauerstoff. Diejenigen, die zuhause sind, haben Probleme… Unser Zeugnis des Lebens und unsere Hingabe ist grundsätzlich das, was sie stärkt und wir sind den ganzen Tag am Telefon, um sie zu motivieren. Manche konnten kaum sprechen, aber wie sie „Madre“ sagen, wenn Sie mit mir reden, beruhige ich mich und es gibt mir Kraft, mich weiter anzustrengen.

In Santo Tomas steigen die Fallzahlen auch, aber das Kommando COVID organisiert alles mögliche, auch dass alle Autos, die ankommen desinfiziert werden und die Körpertemperatur regelmäßig kontrolliert wird. Sobald Personen die kleinsten Symptome aufweisen, haben wir Sauerstoff in unserem kleinen Gesundheitsposten und so können wir manche Leben retten, bevor die Symptome sich verschlimmern. Wir halten uns strikt an das Protokoll der Abschottung / Quarantäne. Die Personen, die das nicht beachten werden uns später oft viel Arbeit machen.

Wir Schwestern achten auf alle Personen, denen es schlecht geht, aus Cocabamba gibt es Personen, die intubiert sind – und schon seit längerer Zeit nicht raus können; wir helfen mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, um das Beste von uns mit ganzem Herzen zu geben.

Das Personal in unserem Gesundheitsposten in Santo Tomás, arbeitet unter strikten Sicherheitsauflagen mit COVID-Patienten. Sie arbeiten mit viel Herzblut und versorgen auch andere kranke Patienten.

Wir sind auch weiterhin unendlich dankbar für die finanzielle Unterstützung unseres Radiosenders, das uns informiert hält, was vor sich geht. Es gibt Hygienehinweise und vor allem Stärkung an jeden der Erkrankten, weil die Kraft zu Leben gering ist und wir gerade sie die Schwachen nicht vergessen dürfen. Wir müssen eine Quelle der Hoffnung sein für jeden von ihnen.

Unter dieser Pandemiesituation beginnen wir mit dem digitalen Unterricht. Viele Eltern haben angerufen und um finanzielle Unterstützung zu bitten für Schulmaterialien und manche auch für das Nachladen von Datenvolumen, weil ihre Kinder Online studieren.

Mit sehr viel Scham aber mit viel Aufrichtigkeit sind vier Lehrer aus meiner Gemeinde gekommen, um mich um Unterstützung für Computer und Laptops zu bitten. Ich konnte ihnen nur sagen, dass ich darum bitten würde und ihnen sagen würde. Sie hatten Probleme in ihren Familien gehabt und um diese in der Verzweiflung zu lösen hat das dazu geführt, dass sie diese verkauft haben und jetzt das Werkzeug für ihre Arbeit nicht haben, um zu unterrichten.

Wir müssen sehr aufmerksam sein und die Augen offen halten, die anstehenden Probleme zu lösen und auf die Vorhersehung vertrauen, die uns das ganze vergangene Jahr geholfen hat. Wir sind sicher, dass sie uns dieses Jahr nicht allein lassen wird, weil Gott es möglich machen kann, dass Blumen im Fels wachsen.

Ich verabschiede mich und sage, dass dies die Zeiten sind, um weiterhin die Brücken zu haben zwischen der ALIANZA und der der Kirche von Santo Tomas, damit der Regenbogen noch mehr scheinen möge und wir diesen Virus überwinden. Eine schwesterliche Umarmung in diesen sehr schweren Zeiten, in den der wir leben. Seid gewiss, dass Ihr an allen Tagen in unsere Gebete eingeschlossen seid und dass es viele Menschen aus unserer Gemeinde gibt, die den heiligen Patron Santo Tomas anbeten, damit Ihr ihnen weiterhin eine Hand reichen werdet.

Herzlichen Dank an alle für Euer großes Herz, das Gott Euch immer behüten möge.

Sr. Emilia Sanchez Ledo, Pfarrer Santo Tomás

 

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Das Jahr der Pandemie und die Aufgaben der ALIANZA https://www.alianza.de/das-jahr-der-pandemie-und-die-aufgaben-der-alianza/ Sat, 27 Feb 2021 21:32:26 +0000 https://www.alianza.de/?p=4352 Jahresbericht 2020 des Vereins Alianza e.V. – Pro Amazonas Peru

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In der Planung des Jahres 2020 war eines ganz besonders dick vermerkt: 40 Jahre kirchliche Partnerschaft – am 15. März sollte gefeiert werden. Der Gottesdienst und das große Jubiläumsfest waren vorbereitet, die Einladungen verschickt, das Essen gekocht. Bischof Emiliano, Victor und Elvia, die Internatseltern und natürlich Andreas Haag waren aus extra aus Peru angereist und verbreiteten bereits Vorfreude. Dann die Nachricht: Wegen eines bis dahin noch kaum bekannten Virus solle es weltweit Lockdowns geben. In ganz Deutschland werden Veranstaltungen abgesagt, um die Ausbreitung zu verhindern. Auch die Feierlichkeiten zum 40jährigen Jubiläum. Der peruanische Besuch schaffte es nur noch durch eine überstürzte vorzeitige Abreise rechtzeitig zurück nach Lima – dann wurde der dortige Flughafen pandemiebedingt für Monate geschlossen. Betrübt nahmen wir Abschied von diesen lieben Freunden. Die Einschätzung des Rottweiler Gesundheitsamts stellt sich später als etwas zu optimistisch heraus: „Feiern Sie doch im Sommer, dann ist alles vorbei!“

Fortan regierte die Sorge um die Gesundheit vieler Mitmenschen unseren Alltag – hier wie auch in Peru und weltweit. Die Situation in Peru verschlechterte sich schnell und dramatisch. Im April kamen auf Grund rigoroser Ausgangssperren vereinzelt zunächst Hilferufe aus Chachapoyas. Schwester Kati, verantwortlich für die Kinderspeisung in Chachapoyas, berichtete, dass Eltern, deren Kinder bereits täglich versorgt wurden, darum baten, weitere Kinder für die täglichen Mahlzeiten aufzunehmen. Küchenhilfskräfte, Putzkräfte, Taglöhner hatten auf einmal weder Arbeit noch Geld! Fremde Mütter klopften an Schwester Katis Tür und sagten: „Madre, nimm mein Kind in die Kinderspeisung auf, ich weiß nicht, wie ich es ernähren soll! Ich selbst habe ja nichts mehr!“ Sofort wurde klar, dass sich hier, abseits der offiziellen Berichterstattung, eine dramatische Hungerkatastrophe anbahnte. Pfarrer Jan berichtete von hungernden Tagelöhnern, die ihm erzählten, dass sie lieber an Corona stürben als an Hunger.

Als eine erste Hilfe wurde die kirchliche Partnerschaft um die Unterstützung von Lebensmitteln für 30-40 Familien mit behinderten Angehörigen der Pfarrei Santo Tomás gebeten. Die Summe konnte durch Spenden im Rahmen des „Spendenbarometers“ aufgebracht werden und Schwester Emilia setzte dieses Projekt schnell um. Ende April waren die Lebensmittelrationen für ca. 3 Wochen verteilt.

In Chats mit Freunden aus Peru wurden Möglichkeiten zur Unterstützung der armen Bevölkerung gesucht. Was aufgrund des landesweiten Reiseverbots fast unmöglich erschien, wurde mithilfe dieses Austauschs gelöst: Eine direkte Überweisung der Hilfsgelder an die Pfarreien, die in Eigenregie vor Ort die Lebensmittel einkaufen, in Säcke verpacken und dann den betroffenen Familien überreichen konnten – alles unter strengsten Corona-Vorschriften. Zunächst wurde Anfang Mai im Austausch mit Priestern und Ordensschwestern vor Ort der Bedarf an Hilfen geklärt und geplant. Dann erfolgte die Abfrage der Bedürfnisse über eine Chatgruppe aller Priester und Ordensschwestern in der Diözese, die zu einer großen Resonanz führte. Zunächst dachten wir an eine Förderung in Höhe von 10.000 bis 15.000 € – nun hatten wir nach Anfragen aus fast allen Pfarreien der Diözese und damit eine rund dreimal höhere Nachfrage. Viele Pfarreien in der Diözese Chachapoyas führen Buch darüber, welche Personen und Familien aus der Pfarrgemeinde besonders hilfsbedürftig sind und konnten damit genaue Zahlen nennen. Zwischen 50 und bis zu über 300 Familien pro Pfarrei lebten schon davor unter ärmsten Umständen und von der Hand in den Mund. Die Pandemie verschlimmerte diese Situation. Sie brauchten diese Lebensmittelpakete dringend. Derweil wurden die Pfarrgemeinden von allen Seiten um notwendige Lebensmittel gebeten. Diesen Bedarf an Unterstützung der armen Bevölkerung sahen zunächst auch große Reisbauern und Reishändler in Bagua Grande. Sie schenkten den Pfarreien tonnenweise Reis, diese kümmerten sich um die Verteilung.

Für uns galt es nun, innerhalb weniger Tage über 40.000 € für das erste Lebensmittelpaket zu organisieren. Die Nahrungsmittehilfe musste eine strukturierte Form bekommen. Am vierten Mai 2020 wurde im Rahmen einer Sitzung des Alianza-Gremiums die Unterstützung dieses Projekts beschlossen, schon wenige Tage später konnte die Überweisung mit einem hohen Anteil des Alianza e.V. nach Chachapoyas veranlasst werden. Parallel wurden die Modalitäten zur Abrechnung der Gelder geklärt, Abrechnungsformulare erstellt, Projektinformationszettel verteilt, Angaben zu den Bankverbindungen der Pfarreien gesammelt und die Bestätigung eingeholt, dass die Beträge ausschließlich für diese Lebensmittel verwendet und abgerechnet werden können. Zentraler Angelpunkt war hier wieder Schwester Emilia aus Santo Tomás, die das Geld aus Dunningen überwiesen bekam und direkt an die Pfarreien weiterleitete.

Damit konnte vor Ort eingekauft werden, im günstigsten Fall direkt im Einzelhandel. In kleinen Gruppen wurden die Lebensmittelpakete zu je etwa 30 € in Säcke verpackt. Freiwillige aus den Pfarreien, teilweise mit Unterstützung der Polizei, des Militärs oder der Gemeindeverwaltung, übernahmen die Verteilung. Die Pakete bestanden in der Regel aus Reis, Speiseöl, Nudeln, Tunfischdosen, Suppengrün, Milch, Hafer oder Bananenmehl, Zucker, Seife und Desinfektionsmittel. Die Freude der Familien war groß und unsere Hilfe kam gerade noch rechtzeitig.

Peru war im Lockdown gefangen, der weit strikter war als in Deutschland. Für Monate! Für uns war es daher eine logische Konsequenz, die zuvor geplanten Projekte nicht umzusetzen und die finanziellen Mittel für die Ernährung der ärmsten Bevölkerungsschichten einzusetzen. Wir planten eine zweite Corona-Hilfe. Dieses Mal wurde sie zu 100% von der Diözese Rottenburg-Stuttgart getragen. Zwischen Bischof Emiliano, der in Lima im Lockdown festsaß und der Diözesanverwaltung in Rottenburg wurden Formalitäten ausgetauscht. So konnten wir, vergleichbar zur ersten Hilfe, nochmals über 1500 Familien auf dem Gebiet der Diözese Chachapoyas mit Lebensmittelpaketen versorgen.

Inzwischen hatte sich das Virus auch massiv im Amazonasgebiet verbreitet. Vor allem in den warmen Niederungen um den Fluss Marañon zeigten sich erschreckende Inzidenzwerte.  Trotz schneller Reaktion kam das staatliche Gesundheitssystem bald an seine Grenzen. Die eingesetzten Schnelltests erwiesen sich häufig als unzuverlässig, Beatmungs- und Sauerstoffgeräte waren kaum vorhanden. Die täglich veröffentlichten Statistiken verhießen für die getesteten Bereiche der Gesellschaft nichts Gutes. Der Tagesablauf im Lockdown folgte einer strengen Ordnung: täglich abwechselnd durften jeweils nur Frauen oder Männer für Einkäufe außer Haus. Personenbeförderung war lediglich mit Sondergenehmigung möglich, was die Versorgung mancher Pfarrei zum Problem werden ließ. Inzwischen war der inländische Handel komplett zum Erliegen gekommen. Landwirtschaftliche Erzeugnisse konnten wegen fehlender Transportmöglichkeiten nicht mehr auf den Markt gebracht werden und verrotteten in den Lagern. Stadtbewohner hatten kein Geld um Nahrungsmittel zu kaufen, weil jegliches Gewerbe und alle Restaurants schließen mussten. Ein Teufelskreis, unter dem die ärmsten Bevölkerungsschichten stark litten.

Zahlungen bei Banken und Strom-, Telefon- und Wasserversorgern sind in Peru bis heute noch oft nur vor Ort möglich. Ganze Häuserblocks waren deshalb mit Abstandslinien auf dem Boden versehen, um beim Anstehen die Distanz von 1,5 Metern aufzuzeigen. Die Polizei kontrollierte vielerorts das „coronagerechte Schlangestehen“. Dabei war laut Medienberichten nicht in ganz Peru die Bevölkerung so diszipliniert wie in Chachapoyas.

Was in den vergangenen Jahrzehnten wie eine stete Bewegung zum Ausbluten und der Überalterung der ländlichen Bevölkerung geführt hat, kehrte sich in wenigen Wochen ins Gegenteil: es begann eine „Stadtflucht“. Viele Familien im Armutsgürtel der Großstädte wie Lima, Chiclayo und selbst in Chachapoyas konnten ihre Mieten nicht mehr bezahlen, wurden aus ihren Unterkünften geworfen und kehrten auf abenteuerliche Weise zurück in ihre Heimatdörfer. Lastwagen wurden mit Menschen beladen und der Mensch zur Ware degradiert, um den Kontrollen der Polizei zu entkommen. Hunderte von Kilometern wurden zu Fuß bewältigt, um wieder dorthin zu gehen, wo Acker bestellt und Früchte geerntet werden konnten. Doch auch dort waren die Gemeinden überfordert: Die ausgezehrten Wanderer wurden oft im Außenbereich der Dörfer in Notunterkünften für Wochen in Quarantäne gehalten und als mögliche Virusträger geächtet. In den Familien angekommen, waren die altersschwachen Eltern und Verwandten mit ihrer eigenen Versorgung schon an Grenzen gekommen. Doch das peruanische Volk spaltete sich in diejenigen, die Haben und Geben und die Menschen, die nichts geben konnten, sowie diejenigen, die nichts geben wollten. Die Ressourcen Lebensmittel und Medizin wurden wegen mangelnder Logistik knapp und so stiegen die Preise für den Lebensunterhalt noch zusätzlich stark an.

Wir erfuhren von Familien mit behinderten Angehörigen in Chachapoyas und Umgebung, die zusätzlich noch Ausgaben für lebensnotwendige Medizin zu tätigen hatten. Die ALIANZA hat sie in Härtefällen ebenfalls mit Medikamenten und Lebensmittelpaketen versorgt. Schlimm genug, wenn unschuldige Mitmenschen leiden müssen, wenn Medikamente nicht zur Verfügung stehen beziehungsweise nicht finanziert werden können.
Als zu Mitte des Jahres der Lockdown aufgehoben wurde kam Peru langsam wieder in die Gänge. Die Not war noch immer groß, denn wie sollte sich die Dorfbevölkerung ernähren? Die zusätzlichen Rückkehrer haben die Situation in den Dörfern verschärft. Man arrangiert sich mit der Pandemie, ist einfallsreich und wenig konsequent. Vor allem an den Küstenstädten und in den warmen Gebieten werden die staatlich verordneten Maßnahmen mit Füßen getreten. Der viel zu laxe Umgang führte zu hohen Infektionsraten in den Ballungsgebieten. Im Gegensatz zu manchen Dörfern, in denen die Rondas Campesinas auch viel Schaden angerichtet haben, indem sie selbst die Bewirtschaftung der Felder nicht erlaubten und damit einen weiteren Beitrag zur Ernährungsproblematik der ländlichen Bevölkerung beitrugen. Inzwischen sind diese Auswüchse aber relativiert, Bauern haben ihre Felder bestellt und nach der aktuellen Regenzeit wird hoffentlich eine üppige Ernte folgen.

Im November und Dezember 2020 wurde eine weitere Hilfsaktion mit finanzieller Unterstützung durch das Kindermissionswerk durchgeführt. Wieder wurden mehr als 1.500 Familien mit Lebensmittel versorgt. Es zeichnete sich aber ab, dass sich die Bevölkerung inzwischen arrangiert hatte, der harte Lockdown mit teilweise unsinnigen Maßnahmen jetzt einem vernünftigen Umgang mit der Pandemiesituation gewichen ist, die ländliche Bevölkerung wieder ihre Felder bewirtschaftete und der Transport und Handel mit Ware wieder möglich wurde.

Viele Maßnahmen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung waren eingeleitet worden: Sauerstoffkonzentratoren wurden über öffentliche Spendenaktionen finanziert, aufgebaut und nahmen teilweise ihren Betrieb auf. Die Covid-Kranken werden so notdürftig zuhause mit Sauerstoff aus Flaschen versorgt. Die Anzahl der Pflegezimmer für Intensivmedizin sind zwar in überstürzten Baumaßnahmen erhöht worden, aber oft fehlt es an Beatmungsgeräte und geeignetem Fachpersonal.

Die angeblichen Bestellungen von Impfdosen bei den einschlägigen Pharmafirmen stellte sich als „Beruhigungspille“ des peruanischen Präsidenten heraus. Ende des Jahres 2020 wurde der chinesische Impfstoff „Sinopharm“ geordert. Mit den Impfungen soll noch im März begonnen werden, die Planungen laufen aktuell auf Hochtouren.

Inzwischen denkt man wieder an „öffentliche Suppenküchen“, damit die Tagelöhner, vor allem in den Städten, ihren Hunger stillen können. Die Situation ist schwierig, denn vor allem in den großen Küstenstädten steigen die Infektionszahlen mit Ende des Jahres wieder an. Der Bedarf an medizinischer Versorgung ist vielerorts höher als die vorhandenen Kapazitäten. Eine kontrollierte medizinische Versorgung ist nicht gegeben.

Oft ist die Bevölkerung der Verordnungen zum Schutz gegen eine Covid-Erkrankung überdrüssig, sie verhalten sich entsprechend, treffen sich wieder, spielen und feiern gemeinsam ohne Mindestabstand, ohne Mund- und Nasenschutz. Vielleicht ist es eine „Trotzreaktion“ von Teilen der Bevölkerung. Bleibt dennoch zu hoffen, dass Peru aus der ersten Welle etwas für die erwarteten zweiten und gegebenenfalls dritten Welle gelernt hat und es dann besser macht. Ganz aktuell steigen die Inzidenzen wieder stark an und es sieht nach der zweiten Infektionswelle aus.

Wir wollen weiter situationsbezogen handeln und unser Möglichstes zur Unterstützung der Ärmsten Bevölkerungsschichten tun. Wir sind in Verbindung mit den Freunden in Peru und loten weitere Hilfsmaßnahmen aus.

25.01.2021 / Frank Friedrich

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