Rundum Peru – Alianza – Partnerschaft https://www.alianza.de Pro Amazonas Peru Sun, 15 Sep 2024 18:53:41 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.1.7 https://www.alianza.de/wp-content/uploads/2015/09/cropped-logo-agc-1-32x32.jpg Rundum Peru – Alianza – Partnerschaft https://www.alianza.de 32 32 Feuer: In „extremer Trockenheit“ brennt es um Chachapoyas überall! https://www.alianza.de/feuer-in-extremer-trockenheit-brennt-es-um-chachapoyas-ueberall/ Sat, 14 Sep 2024 22:17:02 +0000 https://www.alianza.de/?p=5769
Der Wald von Andreas Haag war auch betroffen.

In Chachapoyas ist der Himmel getrübt, die Sicht eingeschränkt – es riecht nach Rauch. über 70 Waldbrände um Chachapoyas und in 4 von 7 Provinzen überfordern die Feuerwehr und die Helfer. Tagelang kämpfen Sie mit einfachsten Mitteln gegen große Flammenwände, die angepeitscht von untypisch starken Winden schnell alles Brennbare vereinnahmen und in Schutt und Asche zurücklassen. Ganze Berghänge, Wälder und bestellte Felder aber auch touristische Sehenswürdigkeiten machen die Feuerwalzen nieder. Der Bürgermeister redet von ca. 12.000 ha Land das bisher den Flammen zum Opfergefallen ist.

Andreas Haag berichtet uns aus Chachapoyas:

In den peruanischen Anden gibt es zwei Jahreszeiten. Die Regenzeit von Oktober bis April und die Trockenzeit von Mai bis September. Man hat den Eindruck, dass Beginn und Ende dieser Zyklen durch den Klimawandel nicht mehr so genau definiert sind. Dazu kommt das “El Niño”, ein Phänomen im Pazifik, das das Wetter rund um denselben und darüber hinaus beeinflusst. Zum Ende der Trockenzeit werden viele Feuer gelegt, das war schon immer so: Viele Leute glauben, dass der Rauch Regen “anzieht”. Auch Wanderfeldbau, wobei Flächen nach jahrelanger Brache gerodet werden und eben auch angezündet (die schnellste Art, das Gestrüpp loszuwerden, die Asche als Dünger) sind noch immer verbreitet. Abbrennen von altem, dürrem Gras fördert angeblich den Wuchs von Neuem, wenn dann die Regenzeit beginnt… Dabei wurde und wird in Kauf genommen, dass Feuer auch mal außer Kontrolle geraten, handelte es sich doch (früher) um wertloses Gestrüpp, das niemand gehört.Durch diese Jahrhunderte alte “Tradition” wurde das Landschaftsbild grundlegend verändert.

Viele Gemeinden, Bürgerinitiativen und Privatleute haben in den letzten beiden Jahrzehnten Flächen aufgeforstet, vor allem mit Kiefern der aus Mexiko stammenden Sorte Patula. Diese Bäume sind anspruchslos und gedeihen auch auf den jahreszeitlich trockenen Flächen um Chachapoyas. So sind in den letzten Jahren auch immer wieder aufgeforstete Flächen abgebrannt, was durch den wirtschaftlichen Schaden die Problematik erst ins öffentliche Interesse brachte. Die ökologischen Folgen für Boden, Flora und Fauna sind einem einfachen Bauern kaum zu vermitteln.

Man hat den Eindruck, dass in diesem Jahr die Lage schlimmer als in der Vergangenheit ist, aber wie gesagt ist das Phänomen keinesfalls neu. Die Regenfälle bis April sind eher bescheiden ausgefallen, was die Ausgangslage verschlechtert durch extreme Trockenheit, dazu kommen ungewöhnlich starke Winde.  Löschversuche sind oft erfolglos, man kann sich der meterhohen Flammenwand nicht nähern. Wasser steht meist nicht zur Verfügung, in der Provinz Chachapoyas gibt es nur hier in der Stadt eine Feuerwehr, die nur über eine unzureichende Ausrüstung verfügt. Da ist die Lackendorfer Teilortswehr sicher besser aufgestellt… Andere Einheiten wie Zivilschutz bestehen praktisch nur auf dem Papier und verfügen über keine Ausrüstung.

Obwohl illegale Rodung und Brandrodung theoretisch strafbar sind, werden nur in Ausnahmefällen Strafen verhängt, sind doch die Schuldigen meist nicht auszumachen und wenn doch, hat die Justiz nicht wirklich großes Interesse an einer Verfolgung. Vielleicht wird das durch das große Medienecho jetzt anders.

Am 4. September gegen 12 Uhr wurde ich benachrichtigt, dass es auf meinem Grundstück 15 Minuten außerhalb von Chachapoyas brenne. Ich bin sofort los.

Wie ich später erfuhr, hat gegen 10 Uhr ein Nachbar ein gerodetes Stück in Brand gesetzt. Das Feuer geriet sofort außer Kontrolle. Selbst an der etwa 4m breiten Straße konnten die hinzueilenden Nachbarn ein Übergreifen nicht verhindern. Der starke Wind trieb brennende Grasbüschel vor sich her. Als ich ankam, war bereits ein guter Teil meiner 3ha in Flammen, undenkbar, sich da hineinzuwagen. Immer mehr Leute kamen, aber mit 2 Gartenschläuchen und ein paar Eimern und wenig Wasserdruck konnten wir ein Übergreifen auf den Wald meines Nachbarn nicht verhindern. Mit knapper Not konnten wir die Flammen wenige Meter von seinem Haus verhindern. Inzwischen waren auch Zivilschutz und Polizei sowie zahlreiche Freiwillige eingetroffen, so dass die Flammen eingedämmt und ein Wiederanfachen schon gelöschter Bereich verhindert werden konnte. Die Hilflosigkeit, zuschauen zu müssen, wie die Arbeit von 15 Jahren in weniger als einer Stunde zunichte gemacht wurde und die Wut auf den Brandstifter sind nicht beschreibbar.

Die benachrichtigte Staatsanwaltschaft hat noch am selben Nachmittag unsere Anzeige aufgenommen, bisher wurden wir aber noch nicht vorgeladen, unsere Aussage zu machen. Eine außergerichtliche Einigung gestaltet sich schwierig, da die Vorstellungen über die Höhe des Schadens zwischen dem Brandstifter und den Geschädigten weit auseinanderklaffen…

Andreas Wald nach dem Feuer.

Nicht nur in der Region Amazonas gibt es Waldbrände, das ganze Land ist betroffen.

Es ist kaum möglich, Zahlen über die Schäden zu bekommen, der Bürgermeister von Chachapoyas und kraft Amtes oberster Zivilschützer des Kreises sprach von 12.000 ha, ich weiß aber nicht ob sich diese Zahl nur auf den Kreis (wäre realistisch) bezieht oder auf die ganze Region (da sicher zu wenig).

In La Jalca ist ein Mann bei Löschversuchen umgekommen, heißt es. Mehrere Häuser, es handelt sich dabei um Hütten auf den Feldern, sind abgebrannt. Sicher sind auch Haustiere umgekommen, ich konnte aber keine Zahlen in Erfahrung bringen.

Anbauflächen (mal von den gepflanzten Wäldern abgesehen) sind eher weniger betroffen, sind die Felder doch in der Trockenzeit nicht bestellt. Soweit Andreas Haag.

Im Austausch mit Bischof Humberto schreibt er folgendes:

„Ich denke, es wurde viel getan, um Bäume zu pflanzen, Naturschutzgebiete auszuweisen, sich um das Wasser zu kümmern und Bäume um Quellen zu pflanzen. Es gibt eine Sendung auf Radio Horizonte, in der sie über den Klimawandel sprechen, und wie man sehen kann, herrschen die Sitten vor und sie brennen Felder ab, um es regnen zu lassen. Ich glaube, wir steuern bereits auf einen unerträglichen Sommer mit extremer Dürre zu, der eine Hungersnot mit sich bringen wird. Wir sind wie der heilige Johannes der Täufer in der Wüste. Jetzt kommt der schlimmste Teil: die Betreuung der Opfer. Wir atmen Rauch ein, ich habe eine schlimme Bronchialinfektion und viele andere Menschen auch.

Es gibt viele Faktoren, es gibt Neid. Andere aus Vergnügen, wieder andere aus Notwendigkeit. Aber wir müssen mehr an der Umweltproblematik arbeiten. Es gibt viel Unwissenheit und Individualismus. Es mangelt an Umwelterziehung in den Schulen.“

Bischof Humberto ging am 14.09.24 zum Kirchenpatrozinium nach Lamud. Das Kirchenpatrozinium ist das größte Fest in allen Pfarreien und wird mit großen Prozessionen gefeiert – nachts werden dann große Feuerwerke abgebrannt – oft auch in Verbindung mit dem Brauch Ballons mit Feuer aufsteigen zu lassen. Mit diesem Hintergrund hat heute die Staatsanwältin jegliches Feuerwerk in Lamud, dem Nachbarort von Luya verboten. Man darf gespannt sein, ob dies auch eingehalten wurde. Unverständlich, dass sowas überhaupt dann gefeiert wird, wenn an den Berghängen nach Luya das Feuer tobt und manche Rettungskräften die Kondition ausgeht und der Einsatz für ihr eigenes Leben zu riskant wird.

Inzwischen ist es gar nicht mehr möglich „überall“ das Feuer zu bekämpfen. Weder ausgebildetes Personal noch genügend und passende technische Mittel stehen zur Verfügung.

Bisherige Aktionen zur Aufklärung der Bevölkerung haben fast keine Wirkung gezeigt. Es ist jetzt zu hoffen, dass genügend präventive Maßnahmen und Aufklärung geben wird inklusive Androhung von Strafen, damit die alten Bräuche endlich aufhören und jeder versteht, dass im Alarmzustand „extreme Trockenheit“ niemand ein offenes Feuer macht – egal aus welchem Grund und auch die Feuerwerke untersagt werden…! Bisher sind um Chachapoyas zwei Menschleben zu beklagen.

Doch wie sieht es um die Prävention und den Katastrophenschutz im Departement Amazonas aus?

Verantwortlich für die Prävention ist die Regionalregierung. Im 136-seitigen Dokument mit allen strategischen Projekten und Zielen (Plan Estratégico Institucional – PEI 2022-2025) taucht das Wort „Umwelt“ genau 7-mal auf – und zwar nur im Zusammenhang mit umweltverträglicher Nutzung. Das Thema der Katastrophenvorsorge wird ausgeführt. Die Verantwortung hierfür haben die folgenden Organisationen:

  • Regionalbüro für nationale Verteidigung
  • Landesverteidigung und Katastrophenrisikomanagement
  • Katastrophenmanagement / Regionaldirektion
  • Landwirtschafts-/Regionalbehörde
  • Umweltbehörde

Zu Thema „Förderung des Katastrophenrisikomanagements im Departement“ (IEO.05) hat folgenden Inhalt: „Es ist wichtig, auf jede Katastrophe vorbereitet zu sein; daher ist es wichtig, immer einen Vorrat an Vorräten und nützlichen Hilfsgütern bereithalten, um den Opfern einer Naturkatastrophe wie einem Erdbeben, einem Erdrutsch oder einer Überschwemmung zu helfen. Die Lager sollten bestückt sein mit Sicherheits- und Rettungsausrüstung wie Spitzhacken, Schaufeln, Helme, Sicherheitsgurte, Feuerlöscher, Stromaggregate und andere sowie medizinische Ausrüstung für die Einsatzkräfte.“ Der Index weist insgesamt 9 Notfalllager aus – sagt aber nichts über die Anzahl der Ausrüstungsgegenstände aus.

Unter der Überschrift „Sensibilisierung der Bevölkerung für die Kultur der Risiko- und Katastrophenprävention“ (AEI.05.03) wird auf die fehlende Datenlage verwiesen und ausgewiesen, dass 44% der Bevölkerung für das Thema sensibilisiert seien. Weist aber wörtlich darauf hin, dass es an „mangelndes öffentliches Bewusstsein“ dafür fehlt.

Offensichtlich waren also die Aktionen zur Sensibilisierung nicht sehr erfolgreich, was die Frage nach der richtigen Methode natürlich auftauchen lässt. Hier kommt Bischof Humberto wieder ins Spiel, der eine „Umweltpastoral“ verfolgt und sich in Abstimmung mit zahlreichen Bürgermeistern und Behörden befindet. Aus der Not geboren wird es hier wohl neue angefachte Diskussionen und Maßnahmen geben müssen.

Bleibt also zu hoffen, dass die Winde sich drehen, es bald regnet und die Feuer erlöschen. Vielleicht können auch kurzfristig zwei Löschflugzeuge, die in Bagua auf den Einsatz bzw. besseres Wetter warten (so der „Burgomaestre“ von Chachapoyas) helfen. Dies könnte morgen früh der Fall sein. Der Bürgemeister, Percy Zuta, befindet sich in Lima, um bei der Regierung für den Einsatz von Spezialisten und Personal aus der Armee zu werben.

Für die Alianza – Frank Friedrich

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Wir trauern um Pfarrer Juan Manuel https://www.alianza.de/wir-trauern-um-pfarrer-juan-manuel/ Tue, 10 Sep 2024 19:09:19 +0000 https://www.alianza.de/?p=5758
Pfarrer Juan Manuel im Jahr 2016

Juan Manuel López Mesía wurde am 29. April 1939 in dem kleinen Ort Puquio in der zur Diözese Chachapoyas gehörenden Gemeinde Mendoza geboren.

Nach der Grundschule führte ihn seine weitere Schulzeit nach Chachapoyas, Ayacucho und Callao, der Hafenstadt bei Lima.

Zunächst schlug Juan Manuel eine Laufbahn als Lehrer ein, um schließlich 1968 ins Priesterseminar der Gemeinschaft der Brüder vom Heiligsten Herzen Jesu, in Arequipa, einzutreten. 1977 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete an verschiedenen Orten Perus.

In den 1980ziger Jahren war Juan Manuel wieder in seiner Heimatdiözese Chachapoyas angelangt, wo er als Pfarrer der Gemeinde Chachapoyas tätig war, aber auch weiterhin in Schulen.

Seine große Leidenschaft galt dem Bildungswesen, wo er als einer der ersten Lehrer an der Schule Toribio Rodríguez de Mendoza unauslöschliche Spuren hinterließ. Er zeichnete sich durch seine Fähigkeit aus, Schüler, Lehrer und Eltern zu führen, zu vereinen und zu motivieren, um eine gerechtere und solidarischere Gemeinschaft aufzubauen und Schüler, Lehrer und Eltern zu motivieren, eine gerechtere und fürsorglichere Gemeinschaft zu schaffen und sich für den Schutz der Umwelt einzusetzen.

Seine engagierte Arbeit in der Pfarrei hat den Glauben vieler Familien geprägt: Kinder, Jugendliche und Ehepaare waren für ihn eine Priorität in seinem pastoralen Dienst die er immer mit größtem Engagement begleitete. Die Familienkatechese war zu seiner Zeit sehr erfolgreich und umfasste hunderte von engagierten Christen über viele Jahre.

In den Anfangsjahren der Alianza war Juan Manuel nicht nur ein wichtiger Förderer der Partnerschaft, es verbanden ihn auch viele persönliche Freundschaften mit den Laienmissionaren aus Deutschland und Europa.

Er war immer ein fürsorgender und treuer Freund, der es verstand, auf die Menschen und ihre Sorgen einzugehen.

Mit seiner Vorliebe für Basketball lockte er viele junge Menschen in die Pfarrei. In den Neunzigerjahren war Juan Manuel in den Gemeinden Luya und Lamud als Pfarrer eingesetzt, dort hat er mit verschiedenen Gruppen Aufforstungsprogramme durchgeführt.

Seinen Ruhestand verbrachte Juan Manuel in seiner Heimat Puquio, von wo aus er bis zuletzt in der Gemeinde Mendoza mitarbeitete und noch am Sonntag, eine Woche seinem Tod, drei Messen in verschiedenen Orten feierte.

Am 8. September ist Juan Manuel im Krankenhaus von Chachapoyas verstorben. Er wurde in seiner Heimat unter großer Anteilnahme beigesetzt.

Lieber Juan Manuel, ruhe in Frieden!

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Trauer um eine treue Weggefährtin https://www.alianza.de/trauer-um-eine-treue-weggefaehrtin/ Fri, 26 Jan 2024 19:33:43 +0000 https://www.alianza.de/?p=5572

Aus Spanien ereilte uns am heutigen Freitag die Nachricht, dass Schwester Katy nach kurzer Leidenszeit einem Krebsleiden erlegen ist.

Nachdem im vergangenen Dezember der Verdacht auf eine Erkrankung aufgekommen war, hat dieser sich beim geplanten Heimaturlaub in Spanien bestätigt.

Mit ihrer Mitschwestern, der kleinen Ordensgemeinschaft “Töchter der Mutter Gottes für eine christliche Erziehung („Hijas de la Virgen para la formación cristiana“), hat sie dreißig Jahre in Chachapoyas gewirkt. In der Stadtpfarrei hat sie sich um die Vorbereitung der Sakramente unzähliger Kinder und Jugendlicher gekümmert. In der kleinen Krankenstation der Pfarrei und vor allem durch die oft kostenlose Behandlung ärmster Menschen und Begleitung zahlloser Patienten im Krankenhaus ist sie weit über die Stadt hinaus bekannt gewesen. Ihr feuriges südspanisches Temperament hat ihr geholfen, für ihre Schützlinge die benötigte Behandlung einzufordern und durchzusetzen. Die Partnerschaft/Alianza hat ihre Arbeit für die Kranken und in der Kinderspeisung über viele Jahre hin unterstützt. Nicht nur dort gab es Kontakte mit den Freiwilligen der Alianza. Katy hatte immer ein offenes Ohr für unsere Fragen und Anliegen, ihr herzlicher und humorvoller Umgang und ihre Unterstützung wird den Mitmenschen in Chachapoyas und uns sehr fehlen.

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Hirtenkinder an Weihnachten in Chachapoyas https://www.alianza.de/hirtenkinder-an-weihnachten-in-chachapoyas/ Sun, 25 Dec 2022 14:59:30 +0000 https://www.alianza.de/?p=5204 Die Freude über das neugeborene Jesuskind wird in Tänzen zum Ausdruck gebracht.

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Erdbeben im Norden Perus – auch im Gebiet der Diözese Chachapoyas gibt es große Schäden an Gebäuden und Straßen https://www.alianza.de/erdbeben-im-norden-perus/ Mon, 29 Nov 2021 20:49:07 +0000 https://www.alianza.de/?p=4537 Aus Chachapoyas schreibt uns Andreas Haag:

Am vergangenen Sonntagmorgen, 28.11.21, 5.52 Uhr, hat ein Erdbeben der Stärke 7,5 den Nordosten Perus erschüttert. Das Epizentrum bei Santa Maria de Nieva, in einem dünn besiedelten Urwaldgebiet in der Nähe der Grenze zu Ecuador gelegen, ist Luftlinie knapp 200 km von Chachapoyas entfernt, so dass die Gewalt des Bebens sich auch da stark auswirkte. Mitarbeiter der Alianza berichten aus Chachapoyas, dass es praktisch keine Personenschäden und keine Toten gegeben habe, aber aus dem Hinterland und den Pfarreien von eingestürzten Häusern, und unterbrochenen Straßen berichtet werde. Auch über 24 Stunden nach dem Beben ist die Lage weiterhin unklar, da es bisher keine offiziellen Stellungnahmen zuständiger Stellen gegeben hat. Informationen kommen aktuell aus dem Fernsehen und sozialen Medien, in Chachapoyas aber selbst gibt es Strom und Wasser und alle Mitarbeiter der Alianza und deren Familien sind wohlauf und auch keine materiellen Schäden erlitten hätten.

Derzeit sind praktisch alle Verkehrswege, auch die Hauptverbindungsstraßen an die Küste, unpassierbar und die Menschen sind auf die Solidarität untereinander angewiesen. In vielen Ortschaften wurde die Stromversorgung unterbrochen und bisher nicht wieder hergestellt.

Der Kirchturm von La Jalca ist nur noch ein Trümmerhaufen.

Auch viele Kirchen und Gebäude der Pfarreien wurden in Mitleidenschaft gezogen, so ist etwa der denkmalgeschützte Kirchturm von La Jalca eingestürzt, der aus der Zeit der spanischen Eroberung vor fast 500 Jahren stammte. Aus Santo Tomas berichtet Schwester Emilia, dass sich die Kirche in einem desolaten Zustand befinde, sie aber im Moment ihre ganze Aufmerksamkeit den Familien widme, deren Häuser unbewohnbar geworden oder gar ganz eingestürzt sind.

Erst in den nächsten Tagen wird sich das ganze Ausmaß der Tragödie zeigen und wohl auch Opfer zu beklagen sein.

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Wahlkrimi in Peru – kein Ende der politischen Krise in Sicht und die COVID-Situation verbessert sich auch nicht wirklich! https://www.alianza.de/wahlkrimi-in-peru-kein-ende-der-politischen-krise-in-sicht-und-die-covid-situation-verbessert-sich-auch-nicht-wirklich/ Sun, 13 Jun 2021 16:14:53 +0000 https://www.alianza.de/?p=4423 Andreas Haag, Mitarbeiter der ALIANZA, schreibt aus Chachapoyas/Peru zur aktuellen Situation

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Im April wählte Peru turnusgemäß ein neues Parlament und einen Präsidenten. Wie erwartet erreichte aber keiner der fast 20 Kandidatinnen und Kandidaten im ersten Wahldurchgang die erforderliche Mehrheit von mindestens 50%, so dass für den 6. Juni eine Stichwahl zwischen den Kandidaten Keiko Fujimori und Pedro Castillo anberaumt wurde, die zwar die meisten Stimmen auf sich vereinen konnten, aber auch nur jeweils rund 15% der abgegebenen gültigen Stimmen erreicht hatten.

Diese breite Verteilung der Stimmen spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Parlaments wieder, wo 10 Parteien sich 130 Sitze teilen und keine Mehrheiten zusammenkommen. Koalitionen zerbrechen in der Regel schnell wieder. So war die Regierung dazu gezwungen, in der Coronakrise dringende Maßnahmen per Dekret durchzusetzen, weil das Parlament praktisch keine Gesetzesvorlagen mehrheitlich verabschieden kann – Einigkeit herrscht nur, wenn es um Diäten bzw. deren Erhöhung geht. So scheint das peruanische Präsidialsystem ein großes Hindernis für eine parlamentarische Demokratie zu sein, noch verschärft, als Präsident Alberto Fujimori 1993 die Verfassung auf sich und seine Pläne einer De-Facto Diktatur Zuschneidern ließ.

In den letzten drei Jahren hatte Peru vier Präsidenten: der 2016 gewählte Pablo Kuczynski, der übrigens knapp gegen Keiko Fujimori in der Stichwahl gewann, aber im Parlament nur 18 Sitze hinter sich hatte, während Fujimoris Partei „Fuerza Popular“ mit 72 Sitzen die absolute Mehrheit hatte. Strippenzieherin hinter den Abgeordneten, nutzte Keiko Fujimori diesen Vorteil vor allem, um sämtliche Anstrengungen der Regierung zu blockieren und um am Stuhl Kuczynskis zu sägen. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass der Präsident wegen eines Korruptionsfalls, der allerdings lange vor seiner Amtszeit zurückliegt, gezwungen war zurückzutreten. Übrigens hing dieser Korruptionsfall auch mit der Baufirma Odebrecht zusammen, die in ganz Südamerika tätig ist und großzügige Geldgeschenke verteilte. Damit wurde sein Vizepräsident Martin Vizcarra per Gesetz Präsident. Ihn erwischte in seiner Amtszeit auch die Coronakrise. Aber auch er stolperte schließlich über Korruptionsvorwürfe, die sicher nicht aus der Luft gegriffen sind, so dass auch er den Hut nehmen musste. Sein Nachfolger wiederum wurde verfassungsgemäß Parlamentspräsident Merino, was heftigste Proteste auslöste und das Volk auf die Straße trieb (und die Infektionsrate in die Höhe), so dass dieser nach 5 Tagen das Handtuch warf, nicht ohne vorher einige Gesetzesvorlagen vorangetrieben zu haben, darunter eine Uni-Reform. Diese wäre den Privatunis, an denen er und andere Abgeordnete Teilhaber sind, enorm zugutegekommen. Das Parlament wählte daraufhin einen neuen Parlamentspräsidenten, der dann quasi „Kraft Amtes“ automatisch Präsident wurde: Francisco Sagasti, der bis zum Ende der vorgesehenen Amtszeit von 5 Jahren an der Spitze der Regierung steht.

Spätestens seit Alan Garcia an der Spitze der APRA 1985 an die Macht gelangte, wird in Peru neoliberale Politik betrieben, auch wenn die APRA eigentlich sozialdemokratisch sein wollte.

Nach dem ersten Weltkrieg gegründet, war die Partei stets in der Opposition und teilweise gar verboten. Unter einer Militärdiktatur wurden über 1000 Mitglieder in Trujillo erschossen. So ist es nicht verwunderlich, dass mancher der neuen Staatsbediensteten mit APRA-Parteibuch nach dem Motto „jetzt endlich sind wir dran“ seine Posten für unerlaubte Bereicherung ausnutzte. Meiner Meinung nach der Anfang der Korruptionsspirale in Peru, die sich ständig weiterdreht und alle Schichten durchdringt.

Alberto Fujimori, Vater der heutigen Kandidatin Keiko, überraschte als Außenseiter 1990 mit seinem Wahlsieg in Stichwahl gegen den bekannten Schriftsteller Mario Vargas Llosa. Seinen Sieg mag er der Tatsache verdanken, dass Vargas Llosa dramatische wirtschaftliche Maßnahmen angekündigt hatte, um der verheerenden Wirtschaftskrise der APRA Regierung Garcias und deren ökonomischen Experimenten mit über 3000% Inflation entgegenzuwirken.

Fujimori versprach, ohne diese einschneidenden Maßnahmen auszukommen. Nach seiner Amtseinsetzung jedoch setzte er Vargas Llosas Pläne praktisch als Blaupause um, mit schmerzlichen Folgen für die arme Bevölkerung, aber mit dem Resultat, die Wirtschaft tatsächlich zu stabilisieren und die Inflation zu stoppen. Um freie Hand zu haben, ließ er Panzer auffahren und das Parlament schließen. Auf internationalen Druck wurde eine verfassungsgebende Versammlung einberufen, die eine Verfassung praktisch maßschneiderte für Fujimori. Staatliche Betriebe wurden privatisiert, so die Fluggesellschaft Aeroperu, die Telekommunikation und anderes mehr. Die Privatfirmen, etwa die spanischen Telefónica, erhielten vorteilhafte Bedingungen, Fujimori wohl im Gegenzug großzügige Zuwendungen.

Der Sozialabbau wurde vorangetrieben, so zog sich der Staat auch aus der Rentenversicherung zurück. Auch unter den Nachfolgern Fujimoris sollte sich das nicht ändern: Statt sozialer Marktwirtschaft neoliberale Wirtschaftspolitik. Statt gerechtem Mindestlohn Suppenküchen. Dabei spielte die politische Couleur der jeweils regierenden keine Rolle.

In der Coronakrise haben sich die Folgen des Rückzugs des Staates aus seinen traditionellen Aufgaben verstärkt gezeigt: Besonders das völlig unterentwickelte Gesundheitswesen wurde in dramatischer Weise bloßgelegt. So hat etwa hier in Amazonas, wo unsere Partnerdiözese Chachapoyas liegt, die staatliche Krankenversicherung „EsSalud“, die ein eigenes Krankenhausnetz betreibt, kein einziges Intensivpflegebett zur Verfügung. Bei EsSalud sind alle regulären Arbeiter und Angestellten versichert, daneben gibt es ein Netz von Krankenhäusern und Gesundheitsposten des Gesundheitsministeriums. Letzten Endes gibt es in Chachapoyas dadurch zwei halbe Krankenhäuser (also nicht voll ausgestattet), die zusammen aber kein ganzes ergeben, weil sie sich nicht ergänzen und auch nicht kooperieren. Ist im EsSalud kein Chirurg da, werden Patienten fast 500km nach Chiclayo gekarrt, statt 500m ins andre Krankenhaus. Ja, auch COVID-Patienten, aber meist ist in Chiclayo für diese auch kein Intensivbett zu haben, so dass sie in Chachapoyas verbleiben müssen, was oft ein Todesurteil bedeutet. Aber auch privatversicherte sind im Fall von COVID nicht besser dran: Die Kliniken auf internationalem Ausstattungsniveau (und Kostenniveau) in den Großstädten weisen die Erkrankten ab: der Versicherungsschutz decke Epidemien nicht ab. Hier fehlt Aufsicht von Seiten einer Regulierungsbehörde, also letzten Endes staatliche Kontrolle.

Nach diesem etwas langatmigen Exkurs in die jüngere Geschichte, vielleicht nötig zum Verständnis der aktuellen Geschehnisse, wieder zu unserem Wahlkampf, wir erinnern uns: Keiko Fujimori und Pedro Castillo. Von Keiko haben wir schon gehört, sie ist die Tochter von Alberto Fujimori, heute in Haft wegen Korruption, Menschenrechtsverletzungen und einigem mehr. Die 45-jährige tritt zum dritten Mal an, unterlag aber 2011 und 2016, als die Wähler dem „kleineren Übel“, wie es hier gerne heißt, den Vorzug gaben und nicht für Keiko stimmten. Übel deshalb, weil Keiko mit ihrer Partei „Fuerza Popular“ für die Kontinuität der neoliberalen Politik steht, mit eindeutigen Vorteilen für die großen Bergbauunternehmen und Baufirmen, die diese mit großzügigen Geschenken honorieren. So wird derzeit gegen Keiko ermittelt wegen bandenmäßiger Geldwäsche, soll sie doch Millionen an illegalen Parteispenden (auch von Odebrecht) als kleine Beiträge viele Spender ausgegeben haben. Dafür saß sie bereits zwei Jahre in Untersuchungshaft. Für Ihren Wahlkampf musste sie eine Sondererlaubnis der Staatsanwaltschaft erbitten, da sie eigentlich Lima nicht verlassen darf.

Überraschenderweise hat es Pedro Castillo in die Stichwahl geschafft. Der Quereinsteiger der Partei „Peru Libre“ stammt aus dem Landkreis Chota in der Region Cajamarca, ist Grundschullehrer und Bauer und hat sich als Gewerkschaftsführer im Lehrerstreik 2017 einen Namen gemacht. Er ist eine Integrationsfigur all derer, die sich von der Politik der letzten Jahrzehnte, für die Keiko Fujimori steht, vergessen und vernachlässigt sehen. Von den Medien und Umfrageergebnissen im Wesentlichen ignoriert und als „unter ferner liefen“ abgestempelt, erreichte er in der ersten Wahlrunde fast 15% der Stimmen. Ihm und seiner Partei wird vorgeworfen, vom MOVADEF unterwandert zu sein, dem politischen Arm der Terrororganisation „Leuchtender Pfad“, die in den 80ziger- und Anfangs der 90ziger-Jahre ihr Unwesen trieb. (Seit Fujimori-Papa wird dies gerne als Vorwand genutzt, um lästige Gegner zu delegitimieren und Verfolgung zu rechtfertigen.) Trotz Schmutzkampagnen der Gegenseite, die mit Hilfe der Presse versuchte Angst vor einem wiedererwachen des Terrorismus und Errichtung eines „leninistisch-marxistischen“ Regimes nach „venezolanischem Vorbild“ in Peru zu schüren. Tatsächlich kursierten in den Medien auch Aussagen von gewählten Abgeordneten oder dem Gründer von Peru Libre mit einem Diskurs, der direkt von Fidel Castro oder Mao stammen könnte. Inwieweit das aber vielleicht aus dem Zusammenhang gerissen wurde, kann ich nicht beurteilen.

Sicher ist Pedro Castillo auch zugutegekommen, dass viele Wähler einfach gegen Keiko stimmen wollten.

Inzwischen ist eine Woche vergangen, ohne dass ein Wahlsieger feststeht: Zwar liegt seit dem Wochenanfang Pedro Castillo mit 50.2% der gültigen Stimmen knapp vorne[1] (das sind rund 60.000 Stimmen mehr als Keiko), Fujimori hat aber schon am Montag in einer Pressekonferenz von „Hinweisen auf Wahlbetrug“ geredet und schließlich auch bei den Wahlschiedsgerichten Anzeige erstattet. So müssen wohl hunderttausende Stimmen erneut geprüft werden. Der Wahlausgang ist also weiterhin ungewiss. Und: Egal wer letztlich zum Sieger erklärt wird, es wird ihn oder sie der Vorwurf, die Wahl gestohlen zu haben, begleiten und die Regierungszeit überschatten. Keiko Fujimori hat jedenfalls schon jetzt aussagen gemacht, die irgendwie an Donald Trump erinnern…

Peru steht an einem Wendepunkt, es bestünde jetzt die Chance, eine neue und gerechte Politik zu machen und Fehler zu korrigieren. Die Spaltung der Gesellschaft (Keiko oder Castillo) geht mitten durch Familien, das stellt aber auch die Chance dar, die Politikmüdigkeit zu überwinden und wieder mehr Engagement der Bevölkerung zu erreichen. Dass ein Parlament wirklich eine Volksvertretung sein kann und nicht eine Interessenvertretung weniger… Aber das wird wohl ein Traum bleiben!

Ach ja, und COVID ist ja auch noch! Ein bisschen an zweite Stelle verdrängt in der Berichterstattung, gibt es dennoch weiterhin nicht viel Positives zu sagen. Die Impfung

schreitet langsam voran, bisher haben rund eineinhalb Millionen Peruaner den kompletten Impfschutz, nochmal drei Millionen die erste Dosis. Im Juli sollen schon über fünfzigjährige drankommen, das liegt aber an der Altersstruktur des Landes, überwiegen hier doch die Jungen. Hier in Chachapoyas sind schon die über sechzigjährigen geimpft worden. Aber in die abgelegensten Winkel dieser geografisch komplizierten Region ist zum Großteil noch kein Impfstoff gebracht worden.

Weiterhin sterben in Peru täglich über 200 Menschen, auch in Chachapoyas sehe ich jeden Tag den Leichenwagen fahren, manchmal mehrmals. Besorgnis erregt auch, dass im Süden des Landes die Delta-Variante festgestellt worden ist und möglicherweise für einen massiven Ausbruch in Arequipa gesorgt hat.

In Chachapoyas ist das Krankenhaus weiterhin überlastet, obwohl ein leichter Rückgang der Infektionen zu vermerken ist. Eine Verbesserung der Situation ist nicht in Sicht, angekündigte Maßnahmen wie die Errichtung von Sauerstoffanlagen gehen mehr als schleppend voran, das Hindernis ist vor allem die Bürokratie.

Im Altersheim der Diözese sind sieben Bewohner an COVID gestorben. Die Ordensschwestern sind auf dem Weg der Genesung, sind aber als Folge der Erkrankung geschwächt. Schwester Nora meint, schweren Arbeiten mit den gebrechlichen Heimbewohnern könnten von den Schwestern noch nicht wahrgenommen werden. Daher unterstützt die Partnerschaft das Altenheim mit Personalkosten für Pflegehelfer.

12.06.2021, Autor: Andreas Haag, Chachapoyas/Peru

[1] Die SZ titelt am 11. Juni 2021: „Peru: Der Albtraum der peruanischen Rechten“: Pedro Castillo bereitet sich auf seinen Wechsel vom Bauernhof in den Anden in den Präsidentenpalast vor. Als Linkspopulist will er den Reichtum aus der Bergbauindustrie gerechter verteilen, aber er hat auch eine stockkonservative Seite. (auch weitere Artikel zur aktuellen Situation in Peru unter https://www.sueddeutsche.de/thema/Peru)

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Partnerdiözese Chachapoyas in Peru muss sich dem Schicksal ergeben https://www.alianza.de/partnerdioezese-chachapoyas-in-peru-muss-sich-dem-schicksal-ergeben/ Fri, 21 May 2021 19:17:42 +0000 https://www.alianza.de/?p=4401 Mit 2000 Lebensmittelpaketen will die ALIANZA die größte Not lindern.

In Peru ist die Pandemiesituation deutlich dramatischer als in den Medien berichtet – dies ergab eine Umfrage unter Pfarrern und Schwestern in der Diözese Chachapoyas.

Die Infektionszahlen in Peru weichen sehr von den regionalen Bedingungen ab: In den warmen Reisanbaugebieten wie Bagua Grande liegen sie deutlich über 30%. In Höhenlagen haben sich zwischen 10 und 15% der Bevölkerung infiziert. Bei der Letalität ist es im gleichen Verhältnis aber unter 10%.

Die Erzeugung von medizinischem Sauerstoff von staatlichen Stellen reicht nicht aus und die Preise auf dem Privatmarkt haben stark angezogen. Um den Angehörigen mit schwerem Krankheitsverlauf den notwendigen Sauerstoff und zusätzlich teure Medikamente zu ermöglichen, wird alles verkauft was sich zu Geld machen lässt. So verkauften Lehrer auch ihre Computer, andere haben sich verschuldet. Die Versorgung mit lebensnotwendigen Medikamenten ist längst nicht mehr überall gegeben und Schwerkranke aus den Dörfern werden in den Familien gepflegt, weil die staatlichen Krankenhäuser weder Betten noch genügend Personal haben.

Während in der Stadt traditionell Beerdigungen mit großer Prozession inzwischen pandemiebedingt untersagt sind, will auf den Dörfern niemand mit der mehrtägigen Totenwache unter Anwesenheit und Versorgung aller Freunde brechen. Mancherorts müssen Fahrer mit Mund-Nase-Schutz und Spuckschild auch allein Autofahren und andererseits unternimmt die Polizei nichts gegen Laienfußballturniere, weil sie der anwesenden Personenzahl nicht Herr werden.

Im kirchlichen Altersheim in Chachapoyas wird händeringend nach zusätzlichem Pflegepersonal gesucht, da sich alle Mitbewohner und die Schwestern angesteckt haben und es inzwischen drei Todesfälle gab.

Impfung im Taxi: In den Städten Perus ist es möglich.

Impfung im Taxi: In den Städten Perus ist es möglich.

Die Impfungen laufen sehr langsam an. Der peruanische Staat hat die Bevölkerung über die Impfungen nicht richtig aufgeklärt und so verbreiten sich auch noch Verschwörungstheorien und sorgen für geringe Akzeptanz bei den aktuell Impfberechtigten über 60 Jahre.

In all dieser Not hilft die Partnerschaft „ALIANZA“ und organisiert gerade die vierte Coronahilfe mit 2000 Lebensmittelpaketen. Der genaue Bedarf wurde in einer Online-Abfrage in allen Pfarreien ermittelt. Die Pfarreien führen Listen der hilfsbedürftigsten Familien und können so sehr genau einschätzen, welchen Bedarf es vor Ort gibt. Über das kirchliche Netzwerk werden die ärmsten Familien unterstützt und so für 3-4 Wochen mit Lebensmittel versorgt.  Das Geld für die Lebensmittelpakete wird direkt an die Pfarreien der Diözese überwiesen, diese Kaufen die Lebensmittel und verteilen diese in Säcke verpackt an die ärmsten Familien ihrer Pfarrei auch bis in entlegene Dörfer. Oft helfen Freiwillige oder auch Polizisten oder das Militär bei der Verteilung.  Ein typischer Nahrungsmittelkorb enthält 6 kg Reis, 0,5 Liter medizinischer Alkohol, Suppengemüse, Zucker, 4 Liter Milch, ein halbes Paket Nudeln, Haferflocken oder Bananenmehl, 6 Dosen Tunfisch, Waschmittel, Seife. Die genaue Zusammenstellung wird den lokalen Begebenheiten angepasst. 

Helfen auch Sie mit, diese extreme Ausnahmesituation der ärmsten Familien der Diözese Chachapoyas zu lindern. Die Bankverbindung finden sie hier. Vielen Dank!

 

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Zur aktuellen Pandemiesituation in Chachapoyas (April 2021) https://www.alianza.de/zur-aktuellen-pandemiesituation-in-chachapoyas-april-2021/ Sun, 25 Apr 2021 09:24:57 +0000 https://www.alianza.de/?p=4386 Von einer weiteren Zuspitzung der Lage in der Pandemie ist in den Berichten aus Chachapoyas in Peru, der Partnerdiözese von Dunningen, Seedorf und Lackendorf, die Rede. In vielen Dörfern der Region sind die Inzidenzen stark angestiegen. Der Landkreis ist in die höchste Alarmstufe gesetzt worden, was erweiterte Maßnahmen für nächtliche Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen zur Folge hat. Andreas Haag berichtet von knapp 300 Toten am Tag in Peru. Das ist, vergleicht man die Bevölkerungszahlen beider Länder, etwa das 2,5fache von Deutschland. Es scheine auch, dass in Chachapoyas mutierte Virusvarianten kursierten, da nicht nur die Zahl der Infizierten zugenommen habe, sondern auch der Verlauf heftiger sei. Es seien viele junge Menschen, auch Kinder, betroffen, und man höre nun auch von Personen, die zum zweiten Mal infiziert worden seien. Die Impfungen in Peru sind nur sehr schleppend in Gang gekommen, und man sagt, dass weniger als 1% der Bevölkerung meist mit dem chinesischen Impfstoff Sinopharm geimpft wurden.

Was dies für die ohnehin arme Bevölkerung bedeutet, die nun ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen kann, ist sehr besorgniserregend. Infizierte mit Atemproblemen benötigen Sauerstoff, der kaum zu bekommen ist im freien Verkauf. So verschulden sich Familien und verkaufen alles, was sie noch besitzen, um Familienmitglieder zu retten. Geeignete Krankenhausbetten sind rar. Schwester Emilia aus Santo Tomás bittet in einem Brief an die Alianza um Hilfe (Link zum Brief). Auch die übrigen Pfarreien wollen wieder Lebensmittel an die Allerärmsten verteilen. Die Aktionen, die im letzten Jahr schon einmal stattfanden, waren hilfreich und sind auf große Dankbarkeit gestoßen.

„Angesichts der dramatischen Lage im Land und der Szenen von verzweifelten und trauernden Familien am Krankenhaus direkt vor meiner Haustür,“ so schreibt Andreas Haag weiter, „erstaunt es, dass Menschen in anderen Teilen der Welt für ihre Persönlichkeitsrechte protestieren. Durch die Coronakrise, so berichtet das dortige Fernsehen, seien mehr als drei Millionen Peruaner unter die Armutsgrenze gerutscht.“

Aus diesen Gründen bittet die Alianza um Spenden. Das Spendenkonto kann auf dem Pfarramt Dunningen nachgefragt werden oder hier auf der Homepage.

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Die Pandemiesituation in Chachapoyas spitzt sich weiter zu https://www.alianza.de/die-pandemiesituation-in-chachapoyas-spitzt-sich-weiter-zu/ Sun, 28 Mar 2021 20:38:54 +0000 https://www.alianza.de/?p=4373 Der Corona-Virus hat Peru fest im Griff. Seit Januar sind die Infektionszahlen wieder stetig steigend. Peru ist seit 15. Juni unverändert als Risikogebiet eingestuft. Die peruanische Regierung hat den Ausnahmezustand immer wieder verlängert. Es gelten derzeit in ganz Peru nächtliche Ausgangssperren und Beschränkungen, die je nach Region variieren können. Derzeit gilt für die Stadt Lima und den Großraum Lima ein nächtliches Ausgangsverbot von 21 bis 4 Uhr. Private Kfz dürfen sonntags nicht genutzt werden. Zudem gilt ein generelles Verbot von privaten Treffen auch in Privatwohnungen. Offiziell wurden es in Peru etwa 5% der Bevölkerung bereits mit COVID infiziert und weniger als 1% inzwischen mit dem chinesischen Impfstoff Sinopharm geimpft.

 Aus der Diözese Chachapoyas erreichen uns besorgniserregende Nachrichten. In vielen Dörfern sind die Inzidenzen stark angestiegen. Infizierte mit Atemproblemen benötigen vor allem Sauerstoff, der aber schwer zu bekommen ist. Einmal eingewiesen in Krankenhäuser der großen Städte wie Bagua oder Chachapoyas steht dieser den Kranken zu Verfügung. Wenn die Einweisung aber nicht erfolgen kann, weil es einfach keinen Platz gibt, dann beginnt der Kampf um Sauerstoff im freien Verkauf. Familien verkaufen alle was sich noch zu Geld machen lässt, so auch einige uns bekannte Lehrer, die ihre Computer und Notebooks verkauft haben, um das Geld für Sauerstoff einzusetzen und letztlich das Leben von Familienmitgliedern zu retten.

Aktuell läuft eine Umfrage der ALIANZA unter allen Pfarreien der Diözese zur Ermittlung des Hilfsbedarfs. Eine weitere Hilfsaktion insbesondere für Lebensmittel von COVID-betroffenen Familien steht im Fokus aber auch spezielle Unterstützung in extremen Härtefällen werden momentan geprüft. Die Diözese Rottenburg hat eine weitere finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt.

Wir sind dankbar für jede Unterstützung und Spende. Helfen auch Sie mit unter:

Die Bankverbindung der kirchlichen Partnerschaft:

Pfarramt Dunningen, Missionskonto
Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar e.G.
IBAN: DE63 6439 0130 0603 9480 06

Kreissparkasse Rottweil
IBAN: DE23 6425 0040 0000 1605 00

Wir wünschen Ihnen von Herzen gesegnete Osterfeiertage

Alianza-Gremium für Chachapyoas

Dagmar Braun, Fritz Lohmüller & Frank Friedrich

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PERU schlittert in eine Hungerkatastrophe! https://www.alianza.de/peru-schlittert-in-eine-hungerkatastrophe/ Wed, 03 Jun 2020 19:03:46 +0000 https://www.alianza.de/?p=4005 Der peruanische Präsident Vizcarra hat vor etwa einer Woche den Ausnahmezustand und die Ausgangssperren über das ganze Land Peru bis 30. Juni verlängert. Noch immer steigende Infektionsraten zwangen ihn dazu. Was aus Sicht der Vermeidung der Pandemie sinnvoll ist wird aber für die Tagelöhner zum Überlebenskampf. Sie haben es schwer, sich das tägliche Essen leisten zu können.

Madre Kati, zuständig u.a. für die Kinderspeisung in Chachapoyas schreibt uns am 29.05. folgende Zeilen zur aktuellen Situation:

Es kommen inzwischen auch viele ältere Menschen zu mir, die in einem sehr erbärmlichen Zustand leben, viele von ihnen allein. Heute waren auch mehrere Familien mit Kindern da, die ihre Kinder nicht bei uns in der Kinderspeisung haben, Mütter, die keine Arbeit haben und mir erzählen, dass sie früher jobben konnten im Restaurant, spülen, kochen oder was man von ihnen verlangte, aber jetzt stellt sie niemand in der Corona-Zeit an. Angesichts dieser Umstände gebe ich ihnen etwas davon, was die ALIANZA mir gegeben habt, auch den Alten. Wenn die Alten nicht mehr gehen können, bringen wir es ihnen auch nach Hause.

Es wird immer schwieriger, alles wird teurer, Lebensmittel, Medikamente, einfach alles! Auf den Dörfern haben manche Leute es einfacher, wenn sie ein kleines Feld bestellt haben, dann können sie davon essen – hier in der Stadt ist es schwieriger – alles muss gekauft werden. Aber auch auf den Dörfern wurden nicht alle Felder bestellt, was nicht längst gesät wurde kann nicht mehr gesät werden, denn jetzt ist die Regenzeit zu Ende.

Mit der Unterstützung durch die ALIANZA kann ich Lebensmittel an die Bedürftigsten ausgeben und sie gehen dann glücklich und beruhigt nach Hause: Junge Familien, Kinder und Alten Menschen bekommen von mir etwas zu essen. Ich musste das einfach loswerden und Euch mitteilen, damit ihr seht wie wir hier eure Hilfe handhaben. Danke für alles! Ich umarme Euch in meinen Gebeten.

Madre Kati bedankt sich auch im Namen der Kinder des kirchlichen Speisesaals „Heiliger Martin von Porres“ für die Lebensmittelpakete! Auf dem Plakat steht ganz oben: „Vielen Dank für die Lebensmittelkörbe“ (Sie hat insgesamt 80 Lebensmittelkörbe bekommen, nur einen kleinen Teil davon kann man auf dem Fahrzeug sehen).

SPENDEN werden noch immer dringend benötigt!

Bitte spenden Sie auch weiterhin. Wir werden alles daransetzen, durch weitere finanzielle Unterstützung für Lebensmittel die größte Not in der Diözese Chachapoyas zu lindern.

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